Regierungsbunker "Rosengarten" - Part II
Es ist Zeit für den zweiten Teil der Bilder vom ehemaligen Regierungsbunker im Ahrtal. Im letzten Beitrag "Regierungsbunker "Rosengarten" - Part I" habe ich ja schon ein wenig zur Geschichte erzählt. Heute habe ich vor ein wenig auf den Betrieb einzugehen. Natürlich hat man damals nicht so ein Milliarden Bauwerk gebaut, um dann im Ernstfall die Tür zu öffnen, 3.000 Mann reinzustopfen um dann zu merken das das Wasser Knietief steht. Also gab es eine Bunkermannschaft, die Hausmeister im Atomschutzbunker sozusagen. Streng Geheim war, wer hier arbeitet. Die genaue Zahl habe ich leider vergessen, aber es waren so um die 160 Personen die hier teilweise Tag und Nacht gearbeitet haben. Was für ein Job? Ich weiß klingt blöd, aber das wäre ein Traumjob für mich als Bunkerfan. Ein Bunker, der fast 3000 Mann einen Monat lang einen atomaren Schlag überleben lassen soll, ist eine logistische Meisterleistung. Man braucht Verpflegung, saubere Luft, sauberes Wasser, medizinische Versorgung und vieles mehr. Also doch nicht einfach nur Hausmeister.
Gleich hier auf dem ersten Bild seht ihr die Kommandozentrale. Hier wurden die mächtigen Eingangstüren bedient. Auf dem dritten Bild sieht man eine Übersicht der Gänge und Tore samt knöpfe für auf und zu. So hat man grob eine Ahnung wie viele Türen es neben den 2 Rolltoren, welche ich im ersten Beitrag erwähnt hatte gab. Ich mag ja solche alten Schaltpulte. Heute würde da vielleicht ein Computer mit 3 Bildschirmen stehen. Damals gab es richtig dicke Knöpfe, die geleuchtet und geblinkt haben. Ein Traum. Kennt ihr übrigens die Serie "Lost" ? Da gab es auch so einen Bunker mit einem uralten Computer, aber ich schweife ab.
Gleich im Bereich der Kommandozentrale gab es eine Werkstatt, ein Lager, Feuerwehrräume und ein Labor. Das Wasser wurde aus im Bunker befindlichen Brunnen gewonnen und musste natürlich auf Wasserqualität geprüft werden. Also kein unterirdisches Zombielabor ;) wie der geneigte Verschwörungstheoretiker vermuten mag.
Aber genug vom technischen. Kommen wir zum Betrieb. Da auch eine Regierung solch einen Ernstfall üben muss, wurden in gewissen Abständen NATO Übungen durchgeführt. Die streng geheimen FALLEX und WINTEX Übungen wurden alle zwei bis drei Jahren durchgeführt. Diese Übungen gingen dann meist so zwei Wochen. Da der Kanzler und der Präsident aber meist mit wichtigen Regierungsdingen zu tun hatten wurden sogenannte Üb-Kanzler eingesetzt. Meist Minister die dann für den Übungszeitraum das Sagen hatten. Lustig war es, wenn der richtige Kanzler die Übung besucht hat, auf einmal nur noch Gast war und den Üb-Kanzler beim regieren zugeschaut hat. Für diese Zeit hatte das Land dann zwei Kanzler und zwei Präsidenten. Das wusste draußen natürlich niemand, war ja streng geheim. Nur die die es eigentlich nicht wissen durften, wussten es. So weiß man heute, dass das HVA (Hauptverwaltung Aufklärung, Auslandsnachrichtendienst der DDR und Teil des MfS) nicht nur beim Bau dabei war, nein auch die streng geheimen Übungen wurden direkt vor Ort miterlebt. So wusste der Osten immer Bescheid, obwohl er das gar nicht wissen durfte... Schlingel. Ob der Westen wohl auch so dicht dran war in der ehemaligen Sowjetzone? Ich weiß es nicht.
Es folgen ein paar ausgestellte Objekte die so langsam den Weg zurück in den Bunker finden. Teilweise schöne alte nostalgische Apparate und Fahrzeuge. Die Orangen Flitzer waren das Verkehrsmittel im Bunker neben Fahrrädern natürlich. Auch ein paar Stempel und Taschen, Lagekarten mit Tonnen von taktischen Magnetzeichen sind hier zu sehen. Jedes Ministerium hatte seinen Bereich im Bunker. Erst denkt man natürlich ans Verteidigungsministerium und Innenministerium wenn man von solchen Anlagen hört. Nein, auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hatte seinen Platz um nur mal ein Beispiel zu nennen. Die gesamte Regierung also. Wenn man denkt, dass solch eine Einrichtung hauptsächlich für das Bundesministerium für Verteidigung dient, um nach dem Kriegsbeginn Krieg zu spielen der denkt falsch. Hier wurden höchstens die Ministerien über die Lage unterrichtet. Hier war nur Regierung, keine Führung der Truppen, auch wenn natürlich im Ernstfall der Kanzler das Sagen gehabt hätte.
Auch gab es am Bunker keine Verteidigungsanlagen. Keine Waffentürme wie man das von der Maginotlinie oder aus der Schweiz kennt. Hier wurde nur regiert.
Hier nochmal ein Übersichtsplan von der gesamten Anlage wie er überall im Bunker zu sehen war. Schön zu sehen ist hier neben den Gängen auch das Höhenprofil der Umgebung.
Hier ist mal ein typisches Büro zu sehen, wie es wohl massig gab zur damaligen Zeit. Wirklich schön ist was anderes, aber man sollte hier ja auch keinen Wellnessurlaub verbringen. Auf dem nächsten Bild ist ein Büro vom Fernsehen zu sehen. Hier waren wohl die Kameraleute die sich vorbereitet haben um mögliche Ansprachen und Durchhalteparolen ans Volk aufzunehmen. Und damit man auch in atomaren Sturmzeiten eine gute Frisur hat, gibts gleich daneben einen Friseursalon. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Ich finde die letzten beiden Fotos sehr besonders. Warum? Zum einen ist hier ein Raum zu sehen wo Politik betrieben wurde, wenn es denn mal zu einem Ernstfall gekommen wäre. Das war sowas wie der Besprechungsraum vom Kanzler oder Präsident. Weiß ich jetzt gar nicht so genau. Um die Möbel zu schütze hat man leider Glaskästen drüber gestülpt. Schade für Fotos.
Warum ist dieses Bild was besonderes? Hier seht ihr das Zimmer vom Bundespräsident oder Kanzler. Beide waren baugleich und beides waren die einzigen Einzelzimmer im gesamten Bunker. Das war alles hier. Kein Luxus, kein Schickimicki wie man das von so manch einem Staatsoberhaupt, meist Diktator kennt. Was fällt einem hier noch auf? Richtig es ist nur ein Bett, wie auch die Frau vom ehemaligen Bundespräsident Horst Köhler richtig gemerkt hat. Im Ernstfall, wäre hier nur der Amtsinhaber untergekommen. Für die First Lady war kein Platz vorgesehen. Auch für alle anderen war nie ein Familienurlaub vorgesehen. Selbst die Leute die im Ahrtal lebten, arbeiteten hier in dem Gewissen, dass sie, wenn es dumm zu geht auf die Arbeit gehen und ihre Familie vielleicht nur in ein paar hundert Metern Zuhause lassen mussten. Die Frau Köhler war wahrscheinlich und verständlich sichtlich geschockt. Sind wir froh das es nie dazu gekommen ist.
Wünsche allen einen schönen und vor allem Atomwaffenfreien Abend!
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